„Renate, Hans und Egon aus Neuwied“
Beitrag der Stufe 10 zur Gedenkveranstaltung am 09. November 2022 am Mahnmal in der Synagogengasse in Neuwied
Im Religionsunterricht haben wir, Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 des Werner-Heisenberg-Gymnasiums, uns mit Kindern und Jugendlichen unserer jüdischen Nachbarn in der Zeit des 3. Reiches beschäftigt.
Zwei Kinder und einen Jugendlichen möchten wir unsern Mitschülerinnen und Mitschülern der Stufe 10 und Ihnen gerne vorstellen. Kinder und Jugendliche wie wir.
Letztlich erzählen wir damit von drei jüdischen Familien aus Segendorf, Heddesdorf und Heimbach. Als Quelle haben wir die Datenbank des Deutsch-Israelischen Freundeskreis verwendet.
Wir schildern die Lebensgeschichte von Renate Mayer, Hans Schoenflies und Egon Elsoffer.
Renate Mayer wurde am 6. Oktober 1931 in Segendorf geboren. Ihr Vater Arthur und ihre Mutter Sidonia waren Inhaber einer großen Metzgerei in der damaligen Adolf-Hitler-Straße, heute ist das die Nodhausener Straßen in Segendorf. Ihr Bruder Egon wurde 1934 geboren.
Von Neuwied zog die Familie nach Essen und später nach Köln. Der Vater Arthur war im November 1938 einen Monat im Konzentrationslager Dachau inhaftiert.
1941 wurde Renate im Alter von 10 Jahren mit den Eltern und dem Bruder in das Ghetto Lodz deportiert und ermordet.
Hans wurde am 26. August 1930 als zweiter Sohn der Familie Schoenflies in Neuwied geboren. Er lebte mit seinem Vater Albert Moritz und seiner Mutter Ilse Cäcilie in der damaligen und heutigen Wallstraße in Heddesdorf. Zur Familie gehörte der zwei Jahre ältere Bruder Peter Arthur und der drei Jahre jüngere Bruder Walter Kurt.
Sein Vater war Land- und Amtsgerichtsrat in Neuwied.
Die Familie zog schon 1932 nach Königsberg.
1939 fand die Familie Schutz in Amsterdam.
Im Juli 1940 wurde die Familie im Sammellager Westerbork interniert, im September 1944 nach Theresienstadt und im Oktober nach Auschwitz deportiert.
Das Schicksal seines Vaters konnte nicht geklärt werden.
Hans wurde im Alter von 14 Jahren am 30. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet. Am gleichen Tag sind auch seine Mutter und sein Bruder Peter Arthur ermordet worden. Sein Bruder Walter Kurt wurde am 27. Januar 1945 im Auschwitz-Außenlager Fürstengrube ermordet.
Egon Elsoffer wurde am 2. Januar 1932 in Heimbach geboren. Sein Vater Max und seine Mutter Hedwig waren eine Metzgerfamilie in Heimbach. Max Elsoffer hatte die Metzgerei Roos seines Schwiegervaters in der Weiser Straße 18 – heute Hauptstraße 68 – übernommen.
Die Lebensumstände der Familie änderten sich, als der Vater von SA-Leuten vorübergehend verhaftet wurde. Das geschah in der Reichspogromnacht 1938. Die Schaufenster des Geschäftes wurden zerschlagen, der Hausrat auf die Straße geworfen. Die sechsköpfige Familie wurde enteignet und bewohnte noch zwei Zimmer. Der Vater verdiente nun ein wenig Geld als Gemeindearbeiter.
Außer seiner Schwester Edith wurde Hans mit seiner Familie im April 1942 ins Ghetto Izbica deportiert. Edith wurde als Hilfspflegerin einer Krankenanstalt in Bendorf mit den jüdischen Patienten in ein unbekanntes Vernichtungslager deportiert.
Egon wurde im Alter von 10 Jahren, sein jüngerer Bruder Heinz war 9 Jahre alt, seine Schwester Herta 14 Jahre alt, als sie ins Ghetto Izbica deportiert wurden. Die genauen Todesumstände der Familie Elsoffer aus Heimbach ist nicht bekannt.
Beispielhaft haben wir von Renate, Hans und Egon erzählt. Ihr Schicksal und das Schicksal ihrer Familien aus Segendorf, Heddesdorf und Heimbach mahnen uns eindringlich, für Freiheit, Selbstbestimmung und Menschenwürde einzutreten.