Christliche Tradition,
ökumenische Gemeinschaft und
Offenheit für alle Religionen
– Abiturgottesdienst am WHG Neuwied
Vor der offiziellen Entlassfeier des Jahrgangs 2023 gestalteten die Abiturientinnen und Abiturienten des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Neuwied einen festlichen Abiturgottesdienst mit viel Musik und vier Gemeindeliedern zu dem Abimotto „Mabiokart – nach 13 Runden endlich am Ziel“ im Saal der Herrnhuter Brüdergemeine.
Hauptakteure waren die Schülerinnen und Schüler und so verwunderte es nicht, dass beim Einzug der Abiturientinnen und Abiturienten das festliche Stück „Trumpet Tune“ von Henry Purcell (Johannes Hachemer, Trompete / Kantor Peter Uhl, Orgel) erklang.
Gerahmt von zwei Chorbeiträgen des Musikkurses der Abiturjahrgangs „Here I am, Lord“ und „Amazing Grace“ beschrieb Anton Mebs stellvertretend die 13 Runden im Rückblick mit den Worten: „Man kann sagen, dass, wenn wir eins in unserer Schullaufbahn bewiesen haben, dann ist es passend zu unserem Abiturmotto wie in einem echten Rennen, dass wir Durchhaltevermögen besitzen. Wir durchlitten einen Lockdown während einer schwierigen Phase unseres Lebens, und stehen heute hier und halten gleich unser Abitur in der Hand. Es zeichnet uns aus, dass wir den Weg, für den wir uns entschieden haben trotz Hindernisse weitergingen. Jeder von uns in einem eigenen Tempo und mit einer eigenen Intention, aber trotzdem alle miteinander. Das Ziel, das wir alle so lange angestrebten, und das immer so weit entfernt war, wurde erreicht. Und wer auf so eine Zeit zurückblicken kann, der soll Freude und Stolz verspüren.“
„Über das Ziel hinaus“, so hieß es bei bei Johanna Dück und sie fand wegweisende Worte für ihren Jahrgang: „Ich denke, ich spreche uns allen aus dem Herzen, wenn ich sage: Wir sind traurig, dass wir gehen. Aber mindestens genauso sehr freuen wir uns auf das Neue, das kommt. Wir möchten gemeinsam nach vorne blicken, auf die Zeit, die uns prägen wird. Wir werden andere Rennen mit neuen Gegnern fahren. Vielleicht stoßen wir auf Konkurrenten, die uns in unserem Rennen herausfordern, unsere Kräfte zerren und unseren Tank leeren werden. Vielleicht – oder ganz bestimmt – werden Unfälle passieren. Vielleicht werden wir nicht alle Ziele erreichen, die wir uns stecken werden. Vielleicht platzt ein Reifen oder der Riemen reißt. Das ist o.k. Denkt immer dran: Eure Mitspieler sind eure Freunde! … Wenn ihr auf der Strecke liegen bleibt, begegnet Gott und lernt ihn kennen als Beschützer und als Herr. Als denjenigen, der nicht müde wird, auf euch aufzupassen, euch auf Schritt und Tritt zu begleiten und seine Augen auf euch zu richten. Ich wünsche euch Mut, während des Rennens auch mal anzuhalten, euch auf diese Erfahrung einzulassen und dem Glauben zu schenken! Der Herr segne und behüte Euch.“
In der Predigt ergriffen Gemeindereferentin Petra Frey von der Pfarrgemeinde St. Matthias Neuwied und Schulpfarrer Jörg Eckert vom Evang. Kirchenkreis Wied, der zugleich Religionslehrer am WHG ist, das Wort.
Bezugnehmend auf Eckart von Hirschhausen, der in einer Geschichte erzählt, als er in einem Zoo einmal Pinguine beobachtet hat, über die er sich sehr amüsierte und die er zunächst als „Fehlkonstruktion“ wahrnahm; denn Pinguine haben kleine Flügel, eine untersetzte Statur und einen watschelnden Gang: An Land wirken sie immer ein wenig tollpatschig. Doch – und diese Erkenntnis beeindruckte ihn zutiefst: im Wasser sind die flugunfähigen Seevögel in ihrem Element und windschnittiger als ein Porsche, forderte Petra Frey die Abiturientinnen und Abiturienten zum „Schwimmen“ auf: „Und genau das ist auch mein Wunsch für jede und jeden Einzelnen von euch: „Spring! Schwimm! Sei in deinem Element! Geh deinen ganz eigenen Weg… denn: Weg wird Weg im Gehen. Geht ihn in eurer Einzigartigkeit, mit eurer Persönlichkeit mit euren ganz persönlichen Begabungen und Fähigkeiten, mit Träumen und Wünschen für euer Leben, mit Lebensfreude und Energie.“
Jörg Eckert fügte in seinem Teil der Predigt hinzu: „Die Vielfalt dieser Gottesdienstvorbereitung war anstrengend, trotzdem Dankeschön, denn sie war so wichtig für uns, um gemeinsam in unserer christlichen Tradition, in ökumenischer Gemeinschaft und in Offenheit allen Religionen gegenüber Gottesdienst zu feiern. Gute Gedanken tragen uns beim Ausgang und Eingang, beim Weggehen und Wiederkommen, am Ziel und beim Start. Das was nun gilt sind gute Gedanken der Freiheit und des Vertrauens. Lasst Euch in die Bewegung des Abschieds und des Wiederkommens mitnehmen, in die Bewegung von Freiheit und Vertrauen. Mit den guten Gedanken von Dietrich Bonhoeffer, dem evangelischen Pfarrer und Widerstandskämpfer im 3. Reich, der sein Vertrauen nicht aufgegeben hat und an die Freiheit glaubte. Zum Jahreswechsel 1944/45 dichtete er:
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Vor Fürbitte und Segen sangen die knapp 200 Gottesdienstbesucher dieses bekannte Kirchenlied von Dietrich Bonhoeffer.
„Brasil“ von Daniel Hellbach (geb. 1958) mit Trompete und Klavier erklang zum Abschluss des Gottesdienstes. Die Jazzklänge leiteten beschwingt zur offiziellen Entlassfeier der Schule über, die nach einer kurzen Pause ebendort begann.