Respekt und Achtung

als Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben

Im Zuge einer Stadt- und Kirchenführung durch Werner Zupp (ehemals Pfarrer der ev. Marktkirche) anlässlich des Demokratietags konnten wir – die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8d – so einiges über die bewegte Geschichte unserer Heimatstadt erfahren. Die historischen Spuren reichen bis in die Frühe Neuzeit zurück und zeugen von Toleranz und Offenheit in einer Zeit, die noch stark durch die Zerstörungskraft des Dreißigjährigen Kriegs geprägt war.

Neuwied wurde seit ihrer Stadtgründung 1653 durch Graf Friedrich III. zu Wied immer wieder zu einer Zufluchtsstätte von verfolgten Glaubensgruppen und steht bis heute für religiöse Vielfalt. Den Fürsten zu Wied – selbst reformierte Protestanten – ging es darum, den wirtschaftlichen Aufbau der Stadt zu fördern. Wer daran mitwirken wollte, war gern gesehen und genoss Religionsfreiheit, während anderenorts Verfolgung drohte. 1748 wurde die Synagoge gebaut und die jüdische Gemeinde wuchs auf etwa 300 Mitglieder. Eine Besonderheit war, dass keine Ghettos entstanden, und somit keine räumliche Trennung von Christen und Juden. Die ersten Mennoniten kamen 1680 nach Neuwied und um 1772 bekamen die Herrnhuter ein Karree (heute Herrnhuter Viertel) zum Besiedeln zugewiesen. David Roentgen verlieh der Stadt durch den Bau von Möbeln einen hohen Bekanntheitsgrad und erhielt aus ganz Europa Aufträge. Internatsschüler der Herrnhuter brachten aus England das Fußballspiel mit, sodass Neuwied die erste Stadt auf dem Kontinent war, in der ein Turnier ausgetragen wurde.

Was man aus der Geschichte lernen kann, ist, dass Respekt und Achtung die Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben sind. Die heute bekannten Wahlsprüche ,,Neuwied ist bunt“ und ,,Tolerant, lebendig“ nehmen darauf Bezug. Da es aber immer wieder auch Rückschläge gibt, was nicht zuletzt die NS-Zeit auch hier in Neuwied verdeutlicht, ist es an uns, uns aktiv für Demokratie und Toleranz einzusetzen.

 

Die einzelnen Stationen 

Station 1:

Residenzschloss – Das Hauptgebäude wurde 1707 bis 1711 im Barockstil gebaut. Noch heute ist es Wohnsitz der Fürsten zu Wied. Aufgrund der besseren Handelswege wurde der Familiensitz einst von Altwied, wo heute noch die Burgruine zu sehen ist, an den Rhein verlegt, so entstand Neuwied.

Station 2:

(Stadtgalerie) Mennonitenkirche – Der Betsaal wurde 1766 – 68 erbaut und bekam auf fürstliche Anordnung einen Dachreiter, einen kleinen Turm mit Glocke, da das Gebäude als kirchliche Stätte eindeutig erkennbar sein sollte. Heute werden die Räume für Ausstellungen genutzt, während sich der Betsaal der Mennoniten in Torney befindet.

Station 3:

Mahnmal Synagoge – Im Zuge der Reichspogromnacht wurde die Synagoge in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 angezündet, jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen. Die Wohn- und Geschäftshäuser von Juden wurden überall in der Stadt verwüstet. Heute erinnern noch das Mahnmal sowie die zahlreichen überall in der Stadt zu findenden Stolpersteine an die jüdischen Mitbürger, die verschleppt und getötet wurden. Erst 1970 kehrten Überlebende oder Nachfahren  nach Neuwied zurück.

Station 4:

Marktkirche – Evangelische Kirche Neuwied, 1886 fertiggestellt

Der Fürst zu Wied trat für einen Zusammenschluss der reformierten und lutherischen Kirche ein, wodurch die unierte Kirche entstand. Zuvor hatte es eine lutherische und eine reformierte Kirche gegeben, letztere war jedoch abgebrannt.

Der Turm wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs stark durch Bomben beschädigt, mahnt mit seiner abgebrochenen Spitze aber bis heute, was Krieg anrichten kann.

Station 5:

Herrnhuter Brüdergemeine – 1750 kamen die ersten Herrnhuter nach Neuwied und 1783 wurde der Kirchenraum gegründet. Johannes Hus hatte eine protestantische Konfession in Böhmen und Mähren gebaut. Er und seine Anhänger wurden aber verfolgt. Unter anderem ließen sich die Hussiten in Sachsen nieder und gründeten die Stadt Herrnhut. Mission spielt eine wichtige Rolle, sodass es auf allen Kontinenten Herrnhuter gibt. Der Baustil ist überall auf der Welt gleich und der Kirchraum fällt dadurch auf, dass er sehr schlicht und weiß gehalten ist, was Reinheit symbolisieren soll.

von S. Kupper und der Klasse 8d