DER ABITURJAHRGANG 2013
Einen langen Tag hatten die Abiturienten des WHG vor sich, als sie sich am frühen Nachmittag für das offizielle Foto am Pegelturm trafen, dann ging es zum Abiturgottesdienst in den Saal der Brüdergemeine, wo anschließend auch die offizielle Entlassung stattfand. Die „Abitur-Gala“ sollte dann den Tag im Heimathaus beschließen…
Nach der christlichen Feier begrüßte Frau Pinger die Gäste: 86 Abiturienten mit Eltern, Freunden und Verwandten und deren Lehrer.
In ihrer Festrede dankte sie zunächst der Brüdergemeine dafür, dem WHG den geschmackvollen Saal zur Verfügung gestellt zu haben. Dann griff sie das Abiturmotto „Habi Potter, 13 Jahre im Kampf gegen die dunklen Mächte“ auf, um anhand der verwendeten Motive aus den Zaubererromanen einen Tour d’horizon durch die nun beendete 13-jährige Schulzeit zu machen. Abschließend drückte sie ihre Hoffnung aus, dass die nun zu Entlassenden mit dem am WHG vermittelten Wissen und Wertverständnis auch erfolgreich zukünftige Anforderungen bestehen und nach einer gewissen Zeitspanne wieder Kontakt mit ihrer alten Schule aufnehmen werden, um mit neu gewonnener Lebenserfahrung die schulische Arbeit bereichern zu können..
Dann waren die Zeugnisse auszuhändigen. Erst mit dem Empfang des Abiturzeugnisses endet das Schulverhältnis – der Kampf gegen die dunklen Mächte ist endgültig gewonnen. Diese Aufgabe wurde von den Stammkursleitern gerne wahrgenommen, schließlich weisen einige Zeugnisse einen Notenschnitt mit einer 1 vor dem Komma auf.
Dann ehrte Frau Pinger im Auftrag des „Vereins der Freunde, Förderer und ehemaligen Schüler“ besonders engagierte jetzt schon „Ehemalige“: Sophie Corea, Marc Grünhäuser, Lea Neumann, Luisa Becher, Marie Michalke und Lukas Schaab durften sich über ein Buchgeschenk freuen.
Sophie Corea erhielt den Preis der Bildungsministerin für soziales Engagement und Einsatz im Schulleben. Thomas Kerber, der in seiner Schulzeit auf zahlreiche Preise in Mathematikwettbewerben zurückblicken kann, erhielt aus den Händen von Frau Post nun eine weitere Trophäe: Den Preis der Deutschen Mathematischen Gesellschaft für das beste Matheabitur. Tobias Bergen (Gesellschaft der Chemiker), Maximilian Scharf und Thomas Kerber (Deutsche Physikalische Gesellschaft) und noch einmal Sophie Corea (Verband der Biowissenschaften und Biomedizin) erhielten Preise für ihre fachlich herausragenden Ergebnisse. Der Fachbereich Sport ehrte Lea Neumann für Teamgeist, Trainingsfleiß und Erfolge.
Landessportbund und Bildungsministerium verleihen die „Pierre-de-Coubertin-Medaille“ an Abiturienten, die sich gleichermaßen im Sport, in Kultur wie sozialem Verhalten qualifizieren. Diese Kriterien werden nicht in jedem Jahr erfüllt, dieses Mal aber konnte Fachbereichsleiterin Frau Weigel die Plakette an Lukas Schaab übergeben.
Zwei Ansprachen folgten: Melanie Schulz bedankte sich im Namen der Abiturienten für die 9 Jahre am WHG, hielt Rückblick auf gemeinschaftliches Erleben, stellte dabei aber fest, dass die demnächst beginnende Studienzeit aus Schulältesten dann Universitätsanfänger machen würde. Der Kampf gegen Mächte wird also in eine 2. Runde gehen.
Herr Brunner als Vertreter des Lehrerkollegiums analysierte in einer humorvollen Rede das Lied von den drei Chinesen mit ihrem Kontrabass, das er nach einer Abwägung sinnfreien und sinnvollen Lernens gemeinsam mit den Abiturienten intonierte.
Der Entlassungstag selbst endete erst weit nach Mitternacht: Die Abiturientia hatte zur Abiturgala geladen …
Die Abiturrede von Frau Pinger im Wortlaut:
Sehr verehrte Eltern der diesjährigen Abiturientia, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr verehrte Gäste, liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
Seien Sie alle herzlich begrüßt in diesem wunderschönen Saal der evangelischen Brüdergemeine, den sicher eine ganze Reihe von Ihnen bereits als Konzertsaal genossen, als Versammlungsstätte für Gebete und den Gottesdienst generell in dieser Gemeinde erlebt haben, oder – wie wir ihn alle vorhin – mit Ihnen, unseren Abiturienten, zu einer religiösen Dankfeier nutzen durften.
Unser Dank geht an Herrn Pfarrer von Dressler und den Rat der Gemeinde, der uns – nach der fantastischen Premiere im letzten Jahr – nun auch für den Abiturjahrgang 2013 diese Möglichkeit wieder eröffnete, und Dank gilt vor allem dem Förderverein des WHG und seinem Vorsitzenden, Herrn Thomas Nieberle, der sich für die Übernahme der Saalmiete eingesetzt hat.
Nach dem Gottesdienst, den unser Religionslehrer, Herr Meigen, Herr Pfarrer Kowalski, die jungen Damen und Herren aus Religions- und Ethikkursen der diesjährigen Abiturientia, sowie Herr Wüst an der Orgel, eindrucksvoll gestaltet haben, wurden wir gerade durch Letzteren virtuos und dem feierlichen Anlass angemessen zu diesem Teil des Festaktes hingeleitet.
Das Werner Heisenberg Gymnasium schätzt es sehr, das Ende der neunjährigen Schulzeit auch des diesjährigen Abiturjahrgangs in dieser beeindruckenden Lokalität zu feiern. Noch ist die Jahrgangsstärke so, dass die Überreichung der Reifezeugnisse in festlichem Ambiente in Gegenwart der Lehrerschaft und der Eltern und weiterer Familienmitglieder im schuleigenen Umfeld, also in unserer Aula, den Rahmen sprengen würde. Zwar ist das Schulgebäude der Raum, in dem die heute hier dokumentierten Leistungen erworben wurden, in dem gelebt, gespielt, gelernt, sich gefreut, gestritten, gelitten und diskutiert wurde. Doch ein Blick in diesen Saal macht deutlich, dass die WHG-Aula nicht nur wegen der Abiturientenzahl, sondern mit Sicherheit auch wegen des ihr eigenen eher bescheidenen Ausstattungsflairs mit dieser Atmosphäre hier nicht mithalten kann.
Sie – liebe Abiturientinnen und Abiturienten – haben diese Aufwertung verdient. Einige haben eine Matura hingelegt, die sich wirklich sehen lassen kann, 8 % von Ihnen haben die „1“ vor dem Komma, 64% – also fast 2/3 – die 2, und dann bleiben noch 28% für die 3, die vorne steht. Sie alle hier haben bestanden mit einem Ergebnis, für das Sie – natürlich in unterschiedlicher Intensität – hart gearbeitet, sich permanent oder auch nur sporadisch zur Decke gestreckt und vor allem im letzten Jahr und noch deutlicher in den letzten Wochen viel an Zeit, Arbeit und Energie investiert haben.
Es hat sich gelohnt, und so werden diese 86 junge Damen und Herren in knapp einer Stunde die Zeugnismappe alle in Händen halten, deren Inhalt impliziert, dass Sie einen wahrhaft großartigen Sieg errungen haben gegen Kräfte und Mächte – so könnte ich vorweg schon einmal Ihr Abiturmotto interpretieren – die sich furchteinflößend, kaum überwindbar und bedrohlich vor Ihnen aufgebaut hatten und jetzt mit Bravour, Todesmut und heldenhaftem Kampf niedergerungen wurden.
Für junge Menschen wie Sie kann sich das Verlassen der Schule nach neun Jahren – bei denen, die alles besonders gründlich machen, waren es vielleicht auch zehn – gar nicht anders anfühlen als ein herrlicher Sieg. In den letzten Wochen konnten Sie dieses Gefühl des „Überwundenhabens“ schon ein wenig üben: kein fester Stundenplan mehr, kein pünktliches Erscheinen im Unterricht mehr, keine Hausaufgaben, kein Terminplan mit Blick auf Kursarbeiten, vielleicht nur noch das eine oder andere Date mit dem Lehrer der mündlichen Prüfung oder mit den Schulkameraden, mit denen man sich zusammen vorbereitete und paukte. Und dann waren da ja auch noch die Termine für die Vorbereitung der Abizeitung, des vorgestrigen Tages – ihrem letzten großen Auftritt an Ihrer, ja jetzt schon fast, früheren Schule – und dann die Termine des heutigen Tages, der mit Ihrem großen Abiball im Heimathaus den wirklichen, endgültigen Schlusspunkt unter das Thema Schulausbildung setzen wird. Dann geht es aber endlich los mit dem Ausleben des Siegesgefühls und der unermesslichen Befreiung, die dieser Sieg verspricht.
Immer wenn mir das Abimotto eines Jahrgangs mitgeteilt wurde, hatte es im Vorfeld bereits Gespräche mit den Verantwortlichen dieser Arbeitsgruppe gegeben, so dass unangenehme Überraschungen oder Reaktionen vermieden werden konnten. Es war nie die Frage einer Zensur durch die Schulleitung, sondern eher eine Art Beratung in Richtung einer Vermeidungsstrategie, in Bezug auf Abwertung der Zurückbleibenden oder vor allem auf Disqualifikation der eigenen Stufe, die durch solche Motti leider manchmal zum Ausdruck kommt. Auch beim diesjährigen, meinem elften, Abitur am WHG waren diese Gespräche konstruktiv, obwohl ich zunächst mit dem Zusatz bei „Habi Potter – der Schein der Weisen“ ausgehen musste.
Dass sich die Erreichung dieses „Scheins“ erst nach erfolgreichem „13jährigem Kampf gegen die dunklen Mächte“ bewerkstelligen lässt – und dieser Zusatz Ihr endgültiges Motto ausmacht –, erfuhr ich erst kurzfristig. Das war für mich ein Anlass, mir Gedanken darüber zu machen, ob es eher zufällig gewählt wurde, ob es einen einfachen Kompromiss darstellte, der immerhin von gut 90 jungen Leuten mitgetragen werden muss, oder ob es eine wirklich aussagekräftige Beschreibung eines Lebensgefühls oder eines Gedankens ist, der auf witzige oder ironische Art und Weise deutlich machen soll, was die Schulzeit am WHG für Sie bedeutet hat und wie sie letztendlich in Erinnerung bleibt.
Mit dem „Schein der Weisen“ hätte ich es einfacher gehabt: Ich hätte Sie beschreiben können als lernwillige und lernfähige, nach Wissen drängende und Wissen anhäufende und in vielen Bereichen hoch engagierte Schülerinnen und Schüler, die durch den wachsenden Wissenserwerb, das Erlernen und Anwenden von Kompetenzen, Techniken und Methoden so richtig klug und weise geworden sind, was das für heute ausgestellte Abiturzeugnis zweifelsohne belegt und damit zum „Schein der Weisen“ wird.
Darüber hinaus hätte ich auf die Doppelbedeutung des Wortes „Schein“ rekurrieren können, also auf „Schein und Wirklichkeit“, und ich hätte in dieser Betrachtung auf Ihr Leben nach dem Abitur abzielen können. Ich hätte auf den „hellen Schein des Lichtes“ eingehen können, mit dem der Weg der Weisen – also Ihnen – in die Zukunft durch die allgemeine Hochschulreife jetzt beleuchtet und erleuchtet ist. Ich hätte…. ich hätte…, ich hätte…,
Aber nein, da kommen Sie mir jetzt statt des hellen leuchtenden Scheins mit Ihren „dreizehn Jahren im Kampf gegen die dunklen Mächte.“
Fast könnte es für mich schon beruhigend sein, dass sich in diesem Motto „nur“ der Begriff „dunkle Mächte“ und nicht – wie häufig in diesem Zusammenhang zu lesen ist – die „Mächte des Bösen“ wiederfinden. D. h. wir haben es hier mit einer ungenauen Beschreibung und nicht mit einer endgültigen Bewertung zu tun. Bedenklich hingegen ist die Tatsache, dass Sie nicht nur von neun, sondern von dreizehn Jahren eines bitteren, fast unleistbaren Kampfes ausgehen.
Will heißen, alles Unheil und damit alle Herausforderung zum Kampf begann mit dem ersten Schritt in das System Schule, in das erste Schuljahr, in die erste Klasse der Grundschule.
Damit beginnt – so heißt es heute noch oft – der „Ernst des Lebens“. Ob das dann gleich auch „dunkle Mächte“ impliziert, wage ich zu bezweifeln. Auch wenn fast 13 Jahre zwischen diesem Ernst und der heutigen Freude liegen, so können wir uns doch kaum so große Unterschiede zwischen der Grundschule von heute und der Ihren vorstellen. War es nicht hell und bunt, voller Ton- und Krepppapier, Wachsmalstiften und Arbeitsheften, die mit jeder kleinen Hausaufgabe noch bunter und lustiger wurden? Wie nett waren die ersten Verbalbeurteilungen formuliert: „Du bist ein freundliches und verträgliches Kind, hilfsbereit und immer höflich, deine Hausaufgaben machst du regelmäßig und mit großer Sorgfalt“ oder aber auch „Manchmal ärgerst du deine Mitschüler in der Pause, bist aber bereit, dich zu entschuldigen und machst Fortschritte darin, in der Gruppenarbeit deine Aufgabe angemessen zu erfüllen.“ Ja, wo waren denn in diesen Jahren die dunklen Mächte? Vielleicht in dem kleinen Nachbarsjungen, der einem auf dem Schulweg ein Bein stellte, an den Haaren zog, einen auf dem Schulhof anrempelte und unanständige Wörter benutzte? Vielleicht in dem Nachbarsmädchen, das immer ein bisschen besser in den Noten war und sich auch noch bei der Lehrerin ganz hinterhältig einschmeicheln konnte und dir dann die Zunge herausstreckte, wenn sie es wieder geschafft hatte? Vielleicht die Lehrerin selbst, die die Hausaufgabe durchstrich und in schönster Schreibschrift zur Kenntnisnahme durch die Eltern darunter setzte „Das musst du noch mal richtig und sauberer abschreiben!“
Ich weiß nicht, ob sich solche Erinnerungen wirklich in Ihrem Langzeitgedächtnis als die Grundschulzeit negativ dominierend festgesetzt haben und dabei das gemeinsame Schulfrühstück, Basteln und Plätzchen backen, Ausflüge und Sommerfeste, Geburtstagsfeiern in der Schule und vieles mehr überlagern. Oder war das Unheil doch tatsächlich das, was jetzt folgte? Ließ sich all dieses Ungemach noch steigern?
Nach den vier Jahren Grundschulzeit war eine Entscheidung fällig und bei den meisten, die jetzt hier vor mir sitzen, fiel diese Entscheidung vor neun Jahren für den Besuch des WHG. Einige stiegen im Laufe der Zeit von der Seite ein, durch Zuzug, durch die Empfehlung der Realschule nach der Orientierungsstufe oder durch den Wunsch, das Abitur nach der Mittleren Reife an der Realschule, an unserem Gymnasium zu machen.
Hier gab es also schon mehr Brüche, Klassenneuzusammensetzungen nach der Klasse sechs, sogar eine Zusammenlegung nach der neun, unvorhergesehene Lehrerwechsel, Unterrichtsausfälle, die man in der Mittelstufe – im Gegensatz zu den Eltern – selbst als nicht allzu dramatisch empfand…., jedenfalls passierten Dinge, die einem damals nicht ganz geheuer vorkamen, vielleicht also doch durch dunkle Mächte verursacht wurden, gegen die Aufbäumen, Protest oder andere Kampfmittel zwecklos erschienen?
Auch diese Abläufe sind mehr als vier-fünf-sechs Jahre vorbei, und es sind wohl die letzten knapp drei Jahre, die Ihnen am markantesten und nachhaltigsten im Gedächtnis sind. War es also vor allem diese MSS-Zeit, in der Sie sich von dunklen Mächten getrieben, bedroht, nicht immer ganz ernst genommen, aber doch zum Kampf aufgerufen fühlten? Die Analogie zu Harry Potter und seinem Dasein als Schüler in Hogwarts drängt sich auf und ist ja wohl auch von Ihnen beabsichtigt. Der Romanheld hat ja nun eine ganze Menge spezieller Eigenschaften, Kenntnisse und Fähigkeiten, mit denen er sich zu wehren versucht, was ihm am Ende eines jeden Werkes auch immer erfolgreich und eindrucksvoll gelingt.
In der Welt des Harry Potter gibt es den Schwebe-, den Gedächtnis-, den Verwandlungs-, Entwaffnungs-, Erstarrungs- und den Heilungszauber. Ich bin mir sicher, dass der eine Lehrer oder die andere Lehrerin Ihrer Stufe sich an den einen oder anderen Einsatz eines solchen Zaubers Ihrerseits erinnern kann. Zu den Zauberkünsten bei Potter – und, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, lassen Sie doch einmal in Ihrer Erinnerung Revue passieren, wo auch Sie diese Ihre Kräfte recht brauchbar und wirksam eingesetzt haben – zu diesen Zauberkünsten gehören das Bannen und Verfluchen, die Einleitung der Trance, das Löschen von Erinnerungen, das Unsichtbar machen, die körperliche Verwandlung, die Wahrsagerei, das Anfertigen von Zaubertränken, die schwarze Magie, die Verteidigung gegen die dunklen Künste und schließlich: die Entfesselung des Schreckens.
Letztere blieb uns beim Abisturm am Mittwoch weitgehend erspart, und dankbar hat auch die Schulleitung und Lehrerschaft erfahren dürfen, dass am Ende immer das Gute siegt.
Obwohl, es gab auch unter den Kämpfern gegen die dunklen Mächte einige, die schon früh am Tag ihrer Kräfte beraubt waren und sich wie in Trance bewegten, wahrscheinlich durch die Zuführung selbst gemixter Zauberelixiere außer Kraft gesetzt, es gab Eindringlinge, die zunächst vorgaben friedlich und freundlich zu sein, dann aber heimtückisch das Lehrerbüffet plünderten, es gab fleißige, verantwortungsbewusste Kämpfer, die die lästigen – aber im Vorfeld nun mal versprochenen – Aufräumarbeiten übernahmen und sie bis zum bitteren Ende ausführten, d. h. bis die letzte Watte vom Teppichboden gezupft, das letzte Konfetti weggesaugt und das letzte Klebeband vom Fußboden unter Einsatz und Zerstörung aller Fingernägel entfernt worden war.
Der Kampf ist zu Ende. Der Sieg errungen. Die dunklen Mächte – wer und was immer sie waren – sind bezwungen und haben Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, gestählt für das Leben danach.
Das zumindest war unsere Absicht. Und so können Sie die allermeisten der Widrigkeiten, Schwierigkeiten und Hindernisse, die Sie in den letzten gut zwei ein halb Jahren zu bewältigen hatten, als Strategie und Mittel zum Zweck betrachten, durch die sie Ihr Ziel heute erreicht haben und die Sie in eine Welt hinausschickt, der Sie – so hoffen wir und davon gehen wir aus – gewachsen sind.
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten. Es mag sein, dass diese nicht allzu tiefsinnigen, aber mit Blick auf Ihr Abiturmotto gewählten Worte von Ihrer Freude und berechtigtem Stolz und der Ungeduld auf den Empfang des bisher wichtigsten Dokuments in Ihrem Leben – neben dem Führerschein natürlich – überlagert werden. Und so ist es auch Zeit für deren Aushändigung, die mit meinen herzlichen und ehrlichen Glückwünschen und auch denen der gesamten Schulgemeinschaft verbunden ist.
Gratulieren möchte ich aber auch Ihnen, verehrte Eltern, die Sie nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass wir heute feiern können.
Denn Sie haben Ihre Kinder über die gesamte Schulzeit hinweg unterstützend begleitet, haben Schulfreuden und –sorgen Ihrer Kinder hautnah miterlebt. Sie haben entscheidenden Anteil am heutigen Erfolg. Auch Sie hätten heute ein zeugnisähnliches Zertifikat verdient, in dem Kompetenzen, Eigenschaften und Qualitäten gewürdigt werden müssten, die Ihren Beitrag und Ihre Leistung beschreiben könnten, als da wären: Geduld, moralische Unterstützung, Großmut, Nachsicht, Verständnis, Toleranz, finanzielle und materielle Absicherung, Zeit und Liebe. All das wird in unserer Schul- und Abiturprüfungsordnung einfach nicht berücksichtigt. Daher lassen Sie mich einfach durch diese Worte meine Wertschätzung dafür zum Ausdruck bringen.
Ich gratuliere auch den Lehrerinnen und Lehrern des diesjährigen Abiturjahrgangs, die durch ihr Engagement innerhalb und außerhalb des Unterrichts die Grundlage für diesen besonderen Tag gelegt haben, die in so manchem persönlichen Gespräch sich Ihrer Sorgen und Nöte angenommen, Sie gestärkt, aufgebaut und in einigen Fällen Ihnen auch mal „den Kopf gewaschen“ und im übertragenen Sinne mal „in den Allerwertesten getreten“ haben, um sie in Ihrem eigenen Interesse ans Arbeiten zu bringen.
Hier noch ein paar abschließende Hoffnungen:
Ich hoffe, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, dass Sie unsere Schule mit dem Gefühl verlassen, hier ernst- und wahrgenommen worden zu sein, dass Sie sich neben Ermahnungen, die Sie hier und da vielleicht über sich ergehen lassen mussten, sich auch an manches Lob erinnern, das Mut gemacht und angespornt hat.
Ich hoffe, dass unsere Schule Sie zu Kritikfähigkeit geführt hat, mit der Sie in der Lage sind, konstruktiv zu sein und Konsens zu finden; denn Mäkelfähigkeit besitzt heutzutage auch jeder weniger Gebildete im Überfluss.
Ich hoffe, unsere Schule hat Ihnen Lebensmut und Vertrauen in die eigene und in die Stärke unserer demokratischen Gesellschaft vermittelt, an der Sie – und das ist eine äußerst ernstgemeinte Aufforderung – noch viel verbessern sollten.
Ich hoffe, das WHG hat auch Ihren Sinn für die Spiritualität des Menschen entwickeln können und Sie zu Menschen erzogen, die sensibilisiert sind für Fragen des Glaubens, zu Menschen die, wenn sie selbst möglicherweise auch nichts oder wenig mit dem Glauben an einen Gott zu tun haben, Sie dennoch fähig sind, den Glauben anderer zu tolerieren, zu achten und ihn nicht verächtlich abzutun.
Ich hoffe, dass unsere Schule Ihren Teil dazu beigetragen hat, Sie zu Menschen zu machen, die nicht nur den Blick auf sich richten, sondern auch den Mitmenschen im Blick behalten.
Lassen Sie mich zum Schluss noch einen bescheidenen Wunsch äußern, besser gesagt, einen Wunsch Ihrer fast ehemaligen Schule: Ich wünsche mir, dass Sie sich nach einer gewissen Zeit der Abnabelung vom Werner Heisenberg Gymnasium wieder einmal melden – beim heutigen Stand der Kommunikationstechnik und Ihren Kenntnissen in diesem Bereich ist das sicher kein Problem – und dass Sie uns rückmelden, was aus Ihrer Schulzeit hier, Ihnen geholfen hat, was hilfreich war im Studium oder in der Berufsausbildung oder auch was die Schule viel mehr hätte leisten müssen – wenn sie es denn kann – weil die neuen Studenten oder Auszubildenden vielleicht andere Voraussetzungen brauchen. Solche konkreten und persönlichen Rückmeldungen und Kontakte wären für die Schulentwicklung und ihre Programme sinnvoller und pragmatischer als manche Verordnungen von oben, die nicht immer nachvollziehbar und hilfreich sind.
Liebe Abiturientia 2013, einer der bekanntesten Begründer der Science-Fiction-Literatur, nämlich der Franzose Jules Verne, sagte einmal: „Alles was ein Mensch sich heute vorstellen kann, werden andere Menschen einmal verwirklichen!“
In diesem Sinne lassen wir Sie in die Welt gehen, in der Hoffnung, dass Sie sich nicht nur viel vorstellen können, sondern auch vieles verwirklichen werden, dass Sie erfolgreich glücklich und zufrieden werden, privat und im Beruf und dass Sie, egal wo immer es Sie hin verschlagen wird, Sie auch aus der Ferne die Nähe zu Ihrer Heimat und zum Werner-Heisenberg-Gymnasium bewahren können.
Und was Ihr Kampf gegen die dunklen Mächte angeht – ich sage Ihnen aus fast 35-jähriger Berufserfahrung: diesen Kampf gab es bisher noch gar nicht. Kann sein, dass er erst jetzt beginnt. Aber – keine Angst – Sie sind bestens gewappnet.
Machen Sie’s gut!
Unsere Abiturienten:
Arbeiter, Marie Charlot; Aslan, Mehmet; Baltes, Pia; Barg, Moritz; Bastug, Merve; Becher, Luisa; Beck, Saskia; Becker, Jasmin; Bergen, Tobias; Boschmann, Samuel; Buchholz, Laura, Büsch, Christopher; Corea, Sophie Indra Ayanthi; Deutschendorff, Nina; Dietz, Larissa; Drews, Anna; Ecker, Christian; Erve, Lars; Espenlaub, Ines; Feiten, Max; Feltes, Yannick; Flatt, Patricia; Gärtner, Ilona-Christin; Grätz, Laura Kristin; Grünhäuser, Marc; Guida, Slaven-Miro; Hahn, Katharina; Hauer, Marcel; Hein, Bettina; Herdt, Viktoria; Hesseler, Janine; Hohn, Johanna; Jacobs, Sven; Jaenisch, Vincent; Jung, Franziska; Kappaun, Christopher; Kaschinski Erika; Kattwinkel, Niklas; Kerber, Thomas; König, Katja; Kowalski, Lukas; Krämer, Laura Jennifer; Kurth, Britta; Kürzel, Stephanie; Lange, Christian; Letschert, Linda; Löbbert, Caroline; Lohmann, Timo; Majorov, Alexandra; Marks, Robert; Maur, Jana; Mäurer, Antonia; Mengert, Mona Tabea; Merz, Fiona Neele; Michalke, Marie; Münch, Tanja; Nauheim, Joel; Neumann, Lea Sophie; Nickel, Madeleine; Pfleger, Johanna; Pilarczyk, Oliver; Probst, Luise; Puderbach, Lisa; Reuschenbach, Kira; Rutschmann, Cynthia; Schaab, Lukas; Schäfer, Julia; Scharf, Maximilian; Schellert, Yannick; Schlemmer, Marvin; Schön, Lukas Edwin; Schönwelski, Ralph Oliver; Schulz, Melanie; Schwab, Julia-Sophie; Starfeld, Maria; Stein, Kerstin; Thiel, Katrin; Thießen, Stefan; Velten, Tobias; Wagner, Tobias; Weber, Tjorven Marina; Weißenfels, Paul; Weißenfels, Yannik; Wichmann, Sarah; Wiemuth, Johannes-Jonathan; Zimmer, Kevin