Weimar-Fahrt 2024

Es war an einem kalten, windigen Freitag den 13ten. Einige von uns waren gerade erst aufgestanden, andere hatten ihre letzte Klausur für dieses Jahr geschrieben. Völlig unterschiedliche Verfassungen haben sich folglich um halb zehn vor dem Oberstufenschulhof getroffen, wo Frau Dennemärker und Frau Höfer bereits auf uns warteten. Doch eine Gemeinsamkeit gab es: Alle freuten sich auf zwei halbe Tage in Weimar, die Stadt in Thüringen, die repräsentativ für die Weimarer Klassik ist, vor allem da sie eine wichtige Wirkstätte Goethes und Schillers darstellt.

Gemeinsam reisten wir, der Deutsch Leistungskurs und Teile des Deutsch Grundkurses, dem Omen des Datums trotzend – mit guter Stimmung und kurzem Zwischenstopp mit dem Bus nach Weimar. Um 15:30 Uhr kamen wir in der Jugendherberge „Maxim Gorki“ an. Die etwas in die Jahre gekommene Jugendherberge weckte eine unerwartete Nostalgie an vergangene Schulfahrten, aber durchaus auch die Optik des WHGs J. Nach dem Einfinden im Kaminzimmer und der Zimmereinteilung ging es Richtung Innenstadt über den Historischen Friedhof. In der Innenstadt boten sich Besuche in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek oder dem Goethe Haus an.

Eine Gruppe wählte die Ausstellung ,,Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar.“ Caspar David Friedrich (1774–1840) war der wohl bedeutendste und bekannteste deutsche Künstler der Romantik. Sein Werk ,,Der Wanderer über dem Nebelmeer” aus dem Jahre 1818 ist dabei das bekannteste und man erkennt es auch, ohne den Künstler zu kennen, direkt als Symbol der Romantik. Doch in Weimar erfährt man, dass seine Karriere, in einem engen Austausch mit Wolfgang von Goethe, ihren Ursprung in Weimar hatte. Dabei waren zahlreiche originale Briefe, Tagebucheinträge und Kunstwerke zu bestaunen. Interessant war, dass für die Ausstellung erstmalig der Weimarer Friedrich-Bestand ausgestellt wurde. Die Ausstellung ermöglichte es, den künstlerischen Blick auf Weimar auszuweiten, indem weitere bedeutende Künstler*innen der Romantik gezeigt wurden. Darunter Caroline Bardua, Carl Gustav Carus, Georg Friedrich Kersting, Philipp Otto Runge und Louise Seidler. Das Herzstück der Ausstellung war jedoch Carus‘ ,,Abenddämmerung zu Goethes Faust“ aus 1837. Carus hatte sich zu dieser Zeit, so wie wir, eingängig mit dem ikonischen Stück befasst. Als Faust zum ersten Mal dem Teufel Mephistopheles begegnet, zeigt sich dieser zunächst in Gestalt eines Hundes. Eben dieser ist auf dem Bild gemeinsam mit Faust und Wagner im tief orangefarbenen Licht der Dämmerung zu erkennen. Schließlich konnte man im Obergeschoss der Ausstellung auch Einblicke in die Provenienzforschung und die kunsttechnologischen Untersuchungen der Weimarer Gemälde und Zeichnungen gewinnen.

Ein Highlight war der Weimarer Weihnachtsmarkt mit vielfältigem Angebot von kulinarischen Köstlichkeiten und handwerklicher Kunst direkt vor dem Deutschen Nationaltheater. Auch die berühmte Statue von Goethe und Schiller wurde von Lichterketten eindrucksvoll umhüllt.

Der Besuch des Theaters war anschließend ein weiteres Highlight des Tages, in dem wir eine dreistündige Neuinszenierung von Faust I. schauten, passend zum aktuellen Deutschthema. Die Originalsprache der Tragödie traf hier auf moderne Inszenierungselemente, sodass die Aktualität des Themas für die heutige Zeit spürbar werden konnte. Das beeindruckende Bühnenbild war durch mehrere Kästen dargestellt, die sich auf einer großen Rundbühne drehten. Somit lief der Übergang der Bühnenbilder geschmeidiger ab, ohne zu großen Unterbrechungen beim Wechsel des Bühnenbildes zu führen. Besonders war vor allem die Darstellung des Prologs, denn Mephisto – hier als zwei Personen dargestellt – wurde, wie Gott und dessen drei Erzengel mit der Bühne nach oben gefahren. Nachdem wir uns auf der gemeinsamen Heimkehr zur Jugendherberge noch über die Inszenierung ausgetauscht haben, endete der gelungene Tag.

Am nächsten Tag begaben wir uns nach einem gemeinsamen Frühstück auf den Weg zum Konzentrationslager Buchenwald, welches sich auf dem Ettersberg ganz in der Nähe von Weimar befindet. Dort begann der Aufenthalt mit einem informativen Dokumentarfilm zum besseren Überblick über die Zeit und das Lager. Mit Audioguides erkundeten wir dann das Gelände, vor allem den Lagerbereich, der für 56.000 Opfer im Alter von 2 bis 86 als Friedhof zu verstehen. Das KZ lieferte uns sehr erschreckende Erkenntnisse über die deutsche Vergangenheit und Realität des Nationalsozialismus. Dokumente, Bilder und auch Gewalt- und Tötungseinrichtungen konnten auf dem Gelände besichtigt werden, was uns ergriffen und tief bedrückt hat, da viele nun besser erahnen konnten, wie viel Leid die Menschen in diesem Lager ertragen mussten. Das eisige, unfassbar windige Wetter auf dem Ettersberg ließ zusätzlich erahnen, wie gnadenlos die Winterzeit dort gewesen sein musste. Nach tollen Erlebnissen in Weimar und bildenden und zum Nachdenken anregenden Eindrücken im Konzentrationslager traten wir den Heimweg an.

Abschließend können wir uns als Leistungs- bzw. Grundkurs nur bei Frau Dennemärker und Frau Höfer bedanken, da sie uns dieses Abenteuer ermöglicht haben. Die Weimar-Fahrt sollte wiederholt werden – mit mehr Zeit und unter der Woche.

Gemeinschaftswerk des Leistungskurses Deutsch