Gedenken am Jüdischen Mahnmal

Beitrag des Werner-Heisenberg-Gymnasiums am 08. November 2024 in der Synagogengasse in Neuwied

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitschülerinnen und Mitschüler,

20 Namen von jüdischen Mitmenschen aus Neuwied werden stellvertretend vorgelesen. Sie sind in der Zeit des 3. Reiches ermordet worden.

Die Menschen aus zwei Familien – den Familien Bodenheimer und Cremer – möchten wir Ihnen vorstellen:

Die Familie Bodenheimer aus der Neuwieder Innenstadt

Sally Bodenheimer wurde am 27. April 1891 in Niederhochstadt bei Landau in der Pfalz

geboren. Er war künstlerisch begabt und arbeitete als Schaufensterdekorateur beim Bekleidungsgeschäft Moses in Neuwied.

Während seiner Anstellung heiratete er Herta Moses und hatte mit ihr drei Kinder: Edith, Hilde und Kurt. Die Familie lebte in der Engerser Straße 34 – heute Mittelstraße 11.

Infolge der Pogromnacht wird Sally Bodenheimer am 15. November 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Ins Vernichtungslager Auschwitz kommt er im September 1944. Über die genauen Umstände seines Todes ist nichts bekannt.

Kurt Bodenheimer wurde am 20. Januar 1929 als Sohn von Sally und Herta Bodenheimer in Neuwied geboren. Im März 1939 emigrierte er aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung mit seinen Schwestern Edith und Hilde in die Niederlande.

Dort lebte er in Amsterdam bei der Familie Salomon Coronel.

Im Juli 1943 wurde Kurt im Lager Westerbork interniert. Von dort erfolgte seine Deportation nach Bergen-Belsen, Theresienstadt und schließlich nach Auschwitz. Dort wurde er am 16. Oktober 1944 mit 15 Jahren ermordet.

Seine Schwestern Edith und Hilde und seine Mutter Herta haben das KZ Theresienstadt überlebt.

Die Leidensgeschichte von Friedrich und Phillip Cremer

Die Geschichte der Familie Cremer ist eine eindrucksvolle Erzählung von Mut und Leid inmitten der Schrecken der Shoa. Friedrich Cremer, geboren am 2. November 1894, führte in Neuwied am Rhein ein kleines Geschäft und lebte mit seiner Frau Caroline und den beiden Kindern Philipp Walter, geboren am 8. Mai 1923, und Rosmarie-Susanna, geboren am 6. Februar 1929, ein beschauliches, bürgerliches Leben.

Doch 1938 ändert sich alles: Mit der Reichspogromnacht wird die Existenz der Familie zerstört. Friedrichs Geschäft und Wohnung, welche hier in der Nähe, in der Mittelstraße lag, werden demoliert, und die antisemitische Gewalt zwingt ihn zur Flucht, nachdem er kurz in einem Lager inhaftiert worden war. Am 25. Dezember 1938 gelingt ihm der Schritt über die Grenze in die Niederlande. Seine Familie folgt ihm nach, zunächst getrennt und unter schwierigen Bedingungen.
Die Niederlande, eigentlich ein Land des Friedens und der Zuflucht, bieten der Familie Cremer nur einen kurzen Schutz. In Amsterdam leben sie zunächst in ärmlichen Unterkünften und wechseln mehrmals die Wohnorte. Schon bald werden sie in Quarantänelager verlegt. Philipp und Rosmarie sind noch Kinder, doch die Last der Angst und des Exils prägt ihr junges Leben. Im Lager Westerbork, wohin die Familie 1940 gebracht wird, arbeitet Friedrich als Maler, während seine Frau Caroline eine Baracke verwaltet und sich um die Familie kümmert.

Im Januar 1944 nimmt das Schicksal eine dramatische Wendung:
Die gesamte Familie Cremer wird aufgrund „besonderer Verdienste“ zunächst verschont, doch im Juli 1944 wird sie schließlich nach Theresienstadt deportiert. Die harte Arbeit und die Angst bestimmen ihren Alltag. Philipp und Rosmarie sehen sich mit dem Grauen des Lagers konfrontiert, während ihre Eltern versuchen, in der brutalen Umgebung so viel Normalität wie möglich zu bewahren. Doch für Friedrich und Philipp ist das Ende nahe. Am 28. September 1944 wird Friedrich nach Auschwitz deportiert. Von dort geht es weiter nach Dachau, wo Friedrich schließlich am 17.Dezember 1944 im Außenlager Kaufering ermordet wird. Philipp wird von Lager zu Lager verschleppt und stirbt schließlich am 3. Juni 1945 an den Folgen von menschenverachtenden Haftbedingungen in Dachau – kurz vor der Befreiung.

Caroline und Rosmarie überleben und werden 1945 von russischen Truppen in Theresienstadt befreit. Nach Kriegsende kehren sie in die Niederlande zurück. Schließlich entscheiden sie sich, nach Amerika zu emigrieren, wo sie in den USA – zunächst in New York und später in Chicago ein neues Leben aufbauen. Doch die Erinnerung an das Grauen bleibt.Stufe 10 des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Neuwied

Begleitende Lehrkräfte: Johannes Meigen / Jörg Eckert